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Langeweile ist eine unangenehme Emotion, welche durch erzwungene Untätigkeit oder durch eine als monoton oder unterfordernd wahrgenommene Tätigkeit erfahren wird. Chronische Langeweile wird von Menschen als außerordentlich leidvoll und quälend empfunden und kann zu kognitiven Beeinträchtigungen, Depressionen und Apathie führen. Erwartbarkeit, Monotonie und Beschränkung gelten als Schlüsselkriterien für die Entstehung von Langeweile. Obwohl für menschliche Langeweile postuliert, versinnbildlichen diese Faktoren das typische Leben von Versuchstieren. Tatsächlich gibt es erste Hinweise darauf, dass Versuchstiere Langeweile empfinden und diese einen maßgeblichen Einfluss auf das Wohlbefinden der Tiere hat. Reizarme Haltungsbedingungen könnten die Entwicklung von Verhaltensstörungen begünstigen und krankhafte Veränderungen im zentralen Nervensystem hervorrufen. Versuchstiere, die in einer angereicherten Umgebung (enriched environment) gehalten werden, zeigen ein deutlich gesteigertes Wohlergehen gegenüber Tieren, die in Standardkäfigen gehalten werden. Auf physiologischer Ebene bewirkt die Stimulation des Gehirns durch enriched environment eine vermehrte Bildung neuer Synapsen, komplexere Verzweigungen von Nervenfortsätzen und eine gesteigerte Neubildung von Nervenzellen (Neurogenese).
In diesem Projekt wird der Einfluss chronischer Monotonie und Langeweile auf das psychoemotionale Verhalten, die Kognition und damit auf das Wohlergehen von Versuchstieren erforscht. Als physiologische und strukturelle Korrelate werden die Stressreaktion der Tiere und Veränderungen des Gehirns und des Immunsystems analysiert. Hieraus werden Erkenntnisse gewonnen, welchen Einfluss die chronische Langeweile auf das Wohlergehen von Labortieren hat und welche Strategien die Langeweile-Symptomatik effektiv reduzieren können. Die Beurteilung dieser Strategien erfolgt aus Sicht der Tiere, indem diese in Präferenztests selbst entscheiden und in Cognitive-Bias-Tests bzgl. ihrer Erwartungsvalenz untersucht werden. Hieraus ergeben sich Kriterien zur wissenschaftlich fundierten Erstellung von Haltungsempfehlungen, die in zukünftigen Tierversuchen bei der Abwägung von verschiedenen alternativen Methoden herangezogen werden können.
Hohlbaum, K., Andresen, N., Mieske, Pkurz fürPhosphor., Kahnau, Pkurz fürPhosphor., Lang, B., Diederich, K., Palme, R., Mundhenk, L., Sprekeler, H., Hellwich, Okurz fürSauerstoff., Thöne-Reineke, C. and Lewejohann, L. (2024). Lockbox enrichment facilitates manipulative and cognitive activities for mice [version 2; peer review: 2 approved]. Open Research Europe 4(-):108
Externer Link:https://doi.org/10.12688/openreseurope.17624.2
Summary of the topic in German: Lewejohann, L.: Enrichment für Versuchstiere. LBH: 10. Leipziger Tierärztekongress – Tagungsband 1, 2020, Seite 452-454.
Externer Link:https://www.tieraerztekongress.de/epaper-band1/epaper/ausgabe.pdf
Mieske, Pkurz fürPhosphor., Hobbiesiefken, U., Fischer-Tenhagen, C., Heinl, C., Hohlbaum, K., Kahnau, Pkurz fürPhosphor., Meier, J., Wilzopolski, J., Butzke, D., Rudeck, J., Lewejohann, L. & Diederich, K. (2022). Bored at home?—A systematic review on the effect of environmental enrichment on the welfare of laboratory rats and mice, Frontiers in Veterinary Science, 9. Externer Link:https://doi.org/10.3389/fvets.2022.899219
Hobbiesiefken, U., Mieske, Pkurz fürPhosphor., Lewejohann, L. & Diederich, K. (2021). Evaluation of different types of enrichment their usage and effect on home cage behavior in female mice. PLoS ONE, 16 (12), e0261876. Externer Link:http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0261876
Mieske, Pkurz fürPhosphor., Diederich, K. & Lewejohann, L. (2021). Roaming in a Land of Milk and Honey: Life Trajectories and Metabolic Rate of Female Inbred Mice Living in a Semi Naturalistic Environment. animals, 11 (10), 3002. Externer Link:http://dx.doi.org/10.3390/ani11103002