Verwendung von Versuchstieren im Berichtsjahr 2024

Im Jahr 2024 sanken die Zahlen der verwendeten Versuchstiere das fünfte Jahr in Folge. Der Rückgang von rund 9 % im Vergleich zum Vorjahr fiel erneut deutlich aus.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) hat den gesetzlichen Auftrag, jährlich die von den Versuchstiereinrichtungen erhobenen Daten von den Bundesländern abzufragen, zusammenzustellen und an die Europäische Kommission zu übermitteln.

Neben den Zahlen der Tiere, die in Versuchen verwendet wurden, werden in Deutschland jährlich auch die Zahlen der getöteten Tiere gemeldet. Die Anzahl der Tiere, die getötet wurden, um ihre Organe und Gewebe für wissenschaftliche Zwecke zu untersuchen, ging im Vergleich zum Vorjahr um fast 7 % zurück. Auch die Anzahl der getöteten Versuchstiere, die nicht verwendet wurden, sank um rund 19 %. Beide Zahlen werden einmal alle fünf Jahre an die Europäische Kommission übermittelt. Die nächste Übermittlung erfolgt im Jahr 2028 für das Berichtsjahr 2027.

Das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung veröffentlicht die erhobenen Daten, aufgeschlüsselt nach verschiedenen Themen, in seinem Download:Datenbericht zahlen-zu-den-im-jahr-2024-verwendeten-versuchstieren.xlsx (XLSX, 170 B, nicht barrierefrei)„Zahlen zu den 2024 in Deutschland verwendeten Versuchstieren“, der 48 Tabellen umfasst. Zudem werden die Zahlen, aufgeschlüsselt nach Tierart und Verwendungszweck, in einem gesonderten Download:Bericht pro Bundeslandversuchstierzahlen-2024-aufgeschluesselt-nach-bundeslaendern-und-bundeswehr.xlsx (XLSX, 191 B, nicht barrierefrei) aufgeschlüsselt.

Hier finden Sie eine detaillierte Erläuterung der erhobenen Daten.

Gesamtzahl der verwendeten Tiere im Jahr 2024

In Deutschland wurden im Jahr 2024 rund 1,33 Millionen Wirbeltiere und Kopffüßer in Tierversuchen nach Externer Link:§ 7 Abs. 2 Tierschutzgesetz (TierSchG) eingesetzt. Im Vergleich zum Jahr Download:2023zahlen-zu-den-im-jahr--2023-verwendeten-versuchstieren.xlsx (XLSX, 183 B, nicht barrierefrei) (rund 1,46 Millionen) sind die Zahlen damit um rund 9 % gesunken. Bei der Meldung der verwendeten Versuchstiere wird in erstmalig und erneut verwendete Tiere unterschieden (s. Tabelle 1). Eine erstmalige Verwendung bedeutet, dass die Tiere noch nie in einem Versuchsvorhaben verwendet wurden und zum ersten Mal gemeldet werden. Die erneute Verwendung beschreibt, dass die Tiere schon einmal in einem Versuchsvorhaben verwendet und auch bereits gemeldet wurden. In Tabelle 21 des ausführlichen Download:Datenberichtszahlen-zu-den-im-jahr-2024-verwendeten-versuchstieren.xlsx (XLSX, 170 B, nicht barrierefrei) sind die Zahlen für erstmalig und erneut verwendete Tiere nach Tierarten aufgeschlüsselt.

Zusätzlich werden in Deutschland über die Vorgaben der Externer Link:EU-Versuchstierrichtlinie 2010/63/EU hinaus auch Tiere erfasst, die für wissenschaftliche Zwecke (Externer Link:§ 4 Abs. 3 TierSchG) getötet werden, ohne dass an ihnen zuvor Eingriffe oder Behandlungen vorgenommen wurden – beispielsweise um Organe oder Zellmaterial dieser Tiere zu wissenschaftlichen Zwecken zu verwenden (s. Tabelle 1). Im Vergleich zum Jahr 2023 ist diese Zahl um rund 7 % gesunken. Eine genaue Aufstellung der für wissenschaftliche Zwecke getöteten Tiere nach Tierarten findet sich in der Tabelle 47 des Download:Berichtszahlen-zu-den-im-jahr-2024-verwendeten-versuchstieren.xlsx (XLSX, 170 B, nicht barrierefrei). Die Anzahl der in Versuchen verwendeten Tiere und die Anzahl der zu wissenschaftlichen Zwecken getöteten Tiere ergibt insgesamt rund 1,95 Millionen Verwendungen von Versuchstieren im Jahr 2024. Im Vergleich zu 2023 (rund 2,1 Millionen) ist dies ein Rückgang von rund 8,2 %.

Seit dem Berichtsjahr 2021 werden in Deutschland darüber hinaus auch solche Tiere erfasst, die für Tierversuche oder für die wissenschaftliche Verwendung ihrer Organe oder Gewebe gezüchtet, dann aber nicht für solche Zwecke eingesetzt wurden und getötet wurden (s. Tabelle 1). Zu diesen Tieren zählen beispielsweise Nachkommen aus der Zucht genetisch veränderter Linien, die aber nicht die gewünschte Veränderung aufweisen und nicht für wissenschaftliche Zwecke verwendet wurden. Versuchstiere, die beispielsweise für das Hygienemonitoring von Zuchtkolonien getötet wurden, fallen ebenfalls in diese Kategorie. Außerdem sind solche Tiere enthalten, die aus anderen Gründen nicht wissenschaftlich verwendet werden konnten, beispielsweise, weil sie zu alt waren oder nicht das für den Versuch passende Geschlecht aufwiesen.

Im Berichtsjahr 2024 wurden rund 1,1 Millionen solcher nicht verwendeten und getöteten Tiere gemeldet. Im Vergleich zum Jahr 2023 (1,37 Millionen) ist dies ein deutlicher Rückgang von rund 19 %. Eine genaue Aufstellung der nicht verwendeten, getöteten Tiere nach Tierarten findet sich in der Tabelle 48 des Download:Berichtszahlen-zu-den-im-jahr-2024-verwendeten-versuchstieren.xlsx (XLSX, 170 B, nicht barrierefrei). Die Erfassung dieser Zahlen geht auf eine Änderung der Externer Link:Versuchstiermeldeverordnung zurück, die im August 2021 in Kraft getreten ist. In Deutschland werden seit dem Jahr 2021 die nicht verwendeten, getöteten Versuchstiere jährlich gemeldet und die Daten durch das Bf3R veröffentlicht. Seitdem hat sich die jährliche Anzahl nicht verwendeter und getöteter Tiere mehr als halbiert. Mit der Erfassung und Veröffentlichung dieser Zahlen geht Deutschland über die Anforderungen der Europäischen Kommission hinaus, die eine EU-weite Erhebung nur alle fünf Jahre vorsieht. Die letzte Veröffentlichung der Europäischen Kommission zu diesen Daten erfolgte im Jahr 2024 und enthielt die Zahlen des Berichtsjahrs 2022 (Externer Link:EU-Bericht). Deutschland schafft mit der Entscheidung, diese Zahlen jährlich zu veröffentlichen, eine erhöhte Transparenz im Umgang mit Tierversuchen und nimmt damit eine Vorreiterrolle innerhalb der EU ein.

Tabelle 1: Gesamtzahl der wissenschaftlich verwendeten Versuchstiere sowie der zu wissenschaftlichen Zwecken getöteten und der nicht verwendeten, getöteten Tiere in den Jahren 2023 und 2024

ZweckAnzahl 2023Anzahl 2024
zu wissenschaftlichen Zwecken* verwendete Tiere,
davon
1.456.5621.327.931
- erstmalig verwendete Tiere1.424.8481.302.190
- erneut verwendete Tiere31.71425.741
zu wissenschaftlichen Zwecken getötete Tiere **671.958626.538
Gesamtzahl2.128.5201.954.469
nicht verwendete, getötete Tiere***1.373.1731.109.100

* Tierversuche gem. § 7 Abs.kurz fürAbsatz 2 TierSchG
** Tiere, die getötet wurden, ausschließlich um Organe oder Gewebe zu wissenschaftlichen Zwecken zu verwenden (gem. § 4 Abs.kurz fürAbsatz 3 TierSchG)
*** Tiere, die für wissenschaftliche Zwecke gezüchtet und getötet wurden, aber nicht für solche Zwecke verwendet wurden (gem. § 1 Abs.kurz fürAbsatz 1 Satz 1 Nr. 1a VersTierMeldV). Die Anzahl dieser Tiere wurde im Berichtsjahr 2021 erstmals im Rahmen der jährlichen Versuchstiermeldung erfasst.

Verwendete Tierarten

Insgesamt sind die Zahlen für Tiere, die 2024 in Versuchen eingesetzt wurden, im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen (Abbildung 1 und Tabelle 2). Bei der prozentualen Verteilung der eingesetzten Tierarten gab es jedoch keine gravierenden Änderungen. Vergleichbar mit den Vorjahren, machten Mäuse 72 % und Ratten etwa 6 % der eingesetzten Tiere aus. Fische (Zebrafische und andere Fischarten) stehen mit 13 %, wie schon im Vorjahr, an zweiter Stelle der am häufigsten verwendeten Versuchstierarten. Kaninchen wurden in rund 4 % der Fälle verwendet, der Anteil an Vögeln (Haushühner und andere Vogelarten) liegt mit rund 1 % der eingesetzten Versuchstiere weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Auch der Anteil der sonstigen Versuchstiere ist mit ca. 3 % auf dem Niveau des Vorjahres. Die genauen Versuchstierzahlen für die sonstigen Tierarten, gegliedert nach erstmaliger und erneuter Verwendung, können der Tabelle 21 des Download:Berichtszahlen-zu-den-im-jahr-2024-verwendeten-versuchstieren.xlsx (XLSX, 170 B, nicht barrierefrei) entnommen werden. 

Abbildung 1: Zahlen und Anteile der im Jahr 2024 in Versuchen (gem. § 7 Abs. 2 TierSchG) verwendeten Tiere nach Tierart.

Tabelle 2: Vergleich der Zahlen und Anteile der in Versuchen nach § 7 Abs.kurz fürAbsatz 2 TierSchG verwendeten Tiere für 2023 und 2024.

Tierart20232024
 AnzahlAnteilAnzahlAnteil
Mäuse1.062.63273,0 %956.63672,0 %
Ratten102.7317,1 %83.3696,3 %
Fische161.71311,1 %176.77813,3 %
Kaninchen67.5244,6 %57.9664,4 %
Vögel20.5211,4 %16.3041,2 %
Sonstige41.4412,8 %36.8782,8 %
Gesamtsumme1.456.562100 %1.327.931100 %

Bei Tieren, die zu wissenschaftlichen Zwecken getötet wurden (s. Abbildung 2), handelt es sich vor allem um Mäuse (87 %) und Ratten (6 %). An dritter Stelle stehen Fische (5 %) und an vierter Stelle Vögel (rund 1 %). Sonstige Tierarten, zu denen insbesondere auch eine größere Zahl an Krallenfröschen gehört, liegen dabei unter 1 %. Tötungen zu wissenschaftlichen Zwecken werden überwiegend (92 %) für die Grundlagenforschung durchgeführt. Die genaue Aufschlüsselung der gem. § 4 Abs.kurz fürAbsatz 3 TierSchG getöteten Tiere findet sich in den Tabellen 47-47.2 des Download:Berichtszahlen-zu-den-im-jahr-2024-verwendeten-versuchstieren.xlsx (XLSX, 170 B, nicht barrierefrei)

Abbildung 2: Zahlen und Anteile der im Jahr 2024 zu wissenschaftlichen Zwecken getöteten Tiere (gem. § 4 Abs. 3 TierSchG).

Abbildung 3 zeigt die Verteilung der Tierarten bei getöteten Tieren, die zwar zu wissenschaftlichen Zwecken gezüchtet, aber nicht für diese Zwecke verwendet wurden. Auch hier stehen Mäuse mit knapp 89 % an erster Stelle. Fische nehmen mit rund 10 % die zweitgrößte Gruppe ein und Ratten stehen mit 1 % an dritter Stelle. Sonstige Tierarten, inklusive Vögel, Krallenfrösche und andere Amphibien liegen insgesamt bei unter 1 %. Die nicht verwendeten, getöteten Tiere stammen überwiegend (zu rund 84 %) aus der Zucht von genetisch veränderten Tieren. Da 77 % der Tiere selbst genetisch verändert waren, dürfte es sich überwiegend um genetisch veränderte (Geschwister-)Tiere handeln, die nicht die für die Experimente benötigten Veränderungen aufwiesen. Die genaue Aufschlüsselung der nicht verwendeten, getöteten Tiere findet sich in den Tabellen 48-48.2 des Download:Berichtszahlen-zu-den-im-jahr-2024-verwendeten-versuchstieren.xlsx (XLSX, 170 B, nicht barrierefrei).

Abbildung 3: Zahlen und Anteile der im Jahr 2024 nicht verwendeten, getöteten Tiere (gem. § 1 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1a. VersTierMeldV).

Entwicklung der Zahlen seit dem Jahr 2020

Das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung erhebt und veröffentlicht die jährlichen Tierversuchszahlen seit der Änderung der Versuchstiermeldeverordnung im Jahr 2021. Das erste vom BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung veröffentlichte Berichtsjahr war das durch die Coronavirus-Pandemie besonders geprägte Jahr Externer Link:2020. Im Vergleich zum Vorjahr sank im Berichtsjahr 2020 die Zahl der Tierversuche um rund 14 % und die Zahl der Tötungen für Organe und Gewebe um rund 9 %. Insgesamt war damit ein deutlicher Rückgang der Verwendungen von Versuchstieren um fast 13 % zu verzeichnen. Seitdem ist die Gesamtzahl der Verwendungen weiter, wenngleich weniger stark, gesunken (s. Abbildung 4). Bemerkenswert ist, dass der Rückgang im aktuellen Berichtsjahr 2024 im Vergleich zu 2023 mit rund 8 % wieder deutlich ausfiel, obwohl bereits im Vorjahr 2023 ein sehr starker Rückgang von fast 13 % im Vergleich zum Jahr 2022 zu verzeichnen war (s. Abbildung 4).

Auch die Anzahl der nicht verwendeten, getöteten Tiere ist im Berichtsjahr 2024 wieder gesunken. Der Rückgang von 19 % fiel zwar weniger stark aus als im Vorjahr (rund 22 %), entspricht aber einer Reduktion von mehr als 260.000 Tötungen von Versuchstieren im Vergleich zum Jahr 2023.

Insgesamt scheint sich damit die Entwicklung der Reduktion der Tierzahlen, die seit dem Berichtsjahr 2020 beobachtet werden konnten, zu verfestigen. Die Anzahl der verwendeten oder getöteten Versuchstiere geht in allen Bereichen kontinuierlich zurück.

Abbildung 4: Entwicklung und zweijähriger Vergleich der Tierzahlen seit dem Berichtsjahr 2020.

Verwendung von Affen und Halbaffen

Die Zahl der in Tierversuchen verwendeten Affen und Halbaffen ist im Vergleich zum Vorjahr um 35 % gesunken und erreichte mit insgesamt 1.088 Verwendungen einen erneuten Tiefststand. Der Rückgang übertraf sogar den des Vorjahres 2023, in dem die Anzahl der Tierversuche mit Affen zuletzt schon stark gesunken war. Bei Affen und Halbaffen ist zudem der Anteil an erneut verwendeten Tieren im Vergleich zu anderen Tierarten sehr hoch (rund 19 % erneute Verwendung im Vergleich zu beispielsweise ca. 2 % bei Mäusen und rund 4 % bei Ratten (s. Tabelle 21 im Download:Berichtzahlen-zu-den-im-jahr-2024-verwendeten-versuchstieren.xlsx (XLSX, 170 B, nicht barrierefrei)). Die Anzahl der im Jahr 2024 erstmals erfassten Affen und Halbaffen ist daher mit 876 Tieren geringer als die Anzahl der gemeldeten Tiere im Versuch (1.088). Affen werden überwiegend für regulatorische Zwecke eingesetzt, insbesondere im Rahmen der Zulassung von neuen Humanarzneimitteln.

Menschenaffen wurden in Deutschland zuletzt 1991 für wissenschaftliche Zwecke eingesetzt.

Verwendung von Hunden und Katzen

Hunde und Katzen werden unter anderem für gesetzlich vorgeschriebene Versuche und für die angewandte Forschung eingesetzt. Im Berichtsjahr 2024 wurden 2.220 Versuche mit Hunden gemeldet, ein Rückgang um 13 % im Vergleich zum Vorjahr (2.550 Tiere im Versuch). Die Anzahl der Versuche mit Katzen stieg mit 698 Tieren hingegen deutlich (2023: 544 Tiere im Versuch). Die Anzahl der Hunde und Katzen schwankt vergleichsweise stark von Jahr zu Jahr. Mit Blick auf die letzten fünf Jahre lässt sich jedoch feststellen, dass die Anzahl der Tiere im Versuch im Jahr 2024 bei Hunden deutlich unterhalb des Mittelwerts der letzten fünf Jahre lag und damit insgesamt abgenommen hat. Die Anzahl der verwendeten Katzen zeigt sich im Vergleich der vergangenen fünf Jahre stabil. Der Anteil an erneut verwendeten Tieren ist bei Hunden und Katzen mit rund 64 % (Hunde) und 51 % (Katzen) sehr hoch (siehe auch Tabelle 21 des Download:Berichtszahlen-zu-den-im-jahr-2024-verwendeten-versuchstieren.xlsx (XLSX, 170 B, nicht barrierefrei)). Aus diesem Grund ist die Anzahl der erstmalig erfassten Tiere deutlich geringer als die Anzahl der Tiere im Versuch. Im Jahr 2024 wurden 806 Hunde und 340 Katzen, die noch nie vorher gemeldet wurden, in die Statistik aufgenommen.

Verwendung von Fischen (Zebrafische und andere Fischarten)

Im Jahr 2024 wurden 176.778 Fische in Tierversuchen gem. § 7 Abs.kurz fürAbsatz 2 TierSchG verwendet. Die Zahl dieser Tiere ist damit im Vergleich zum Vorjahr (161.713 Tiere im Versuch) um rund 9 % gestiegen. Fische wurden seit dem Berichtsjahr 2019 vermehrt in Versuchen eingesetzt (347.543 Tiere im Jahr 2019, ein Anstieg von 81 % im Vergleich zum Jahr 2018), seitdem sind die Zahlen kontinuierlich gesunken. Im aktuellen Berichtsjahr 2024 stiegen die Zahlen erstmals wieder, blieben aber dennoch unter dem Niveau des Jahres 2018 (192.040 Tiere).

Verwendung von genetisch veränderten Tieren

Die absolute Zahl an genetisch veränderten Versuchstieren ist im Jahr 2024 im Vergleich zum Berichtsjahr 2023 um knapp 11 % gesunken (vergl. Tabelle 3). Insgesamt wurden 658.559 genetisch veränderte Tiere im Rahmen von Versuchen verwendet, 79.507 weniger als im Vorjahr (738.066 Tiere). Der Anteil genetisch veränderter Tiere an der Gesamtzahl der Tiere im Versuch lag im Jahr 2024 bei 49,6 %. Damit wurden im Berichtsjahr 2024 erstmals seit dem Berichtsjahr 2021 wieder weniger genetisch veränderte Tiere eingesetzt als nicht genetisch veränderte Tiere. Im Vorjahr lag der Anteil an genetisch veränderten Tieren noch bei 50,6 %. Die Auswirkungen der genetischen Veränderungen auf das Wohlergehen der Tiere veränderten sich im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls geringfügig; im Berichtsjahr 2023 wiesen ca. 23 % der genetisch veränderten Tiere Eigenschaften auf, die sich nachteilig auf das Wohlergehen auswirkten, im Berichtsjahr 2024 stieg dieser Anteil auf rund 25 % der genetischen Veränderungen (s. Tabelle 3). Zum Einsatz kamen hier insbesondere Mäuse (85 %) und Zebrafische (13 %, genauere Verteilung, s. Tabelle 20 im Download:Berichtzahlen-zu-den-im-jahr-2024-verwendeten-versuchstieren.xlsx (XLSX, 170 B, nicht barrierefrei)). 

Tabelle 3: Zahlen und Anteile der in Versuchen nach § 7 Abs.kurz fürAbsatz 2 TierSchG verwendeten genetisch und nicht genetisch veränderten Tieren in den Jahren 2023 und 2024.

Genetisch veränderte 
Tiere
20232024
AnzahlAnteilAnzahlAnteil
Nicht genetisch
verändert
718.49649,3 %669.37250,4 %
Genetisch veränderte
Tiere, davon
738.06650,6 %658.55949,6 %
kein phatologischer
Phänotyp aufgetreten
601.91641,3 %527.66139,7 %
pathologischer
Phänotyp
aufgetreten
136.1509,3 %130.8989,9 %
Gesamtzahl1.456.562100 %1.327.931100 %

Schweregrad der Versuche

Der überwiegende Teil der im Jahr 2024 durchgeführten Tierversuche wurde als gering belastend eingestuft (63 % der Tiere im Versuch; Abbildung 5). Der Anteil veränderte sich damit im Vergleich zum Vorjahr 2023 nicht wesentlich (63,8 % im Jahr 2023). Auch der Anteil der Versuche mit mittlerer Belastung ist mit 28,4 % im Vergleich zum Vorjahr nur unwesentlich angestiegen, der Anteil an schwerer Belastung blieb mit 3,6 % auf dem Niveau des Tiefststands des Vorjahres. Versuche, die vollständig unter Vollnarkose durchgeführt wurden, aus der die Tiere nicht mehr erwacht sind (keine Wiederherstellung der Lebensfunktion), machten, wie schon im Vorjahr, rund 5 % der Verwendungen aus. Insgesamt ergaben sich somit bei der Verteilung der Schweregrade keine nennenswerten Änderungen im Vergleich zum Vorjahr. Eine genaue Aufstellung der Belastungen, aufgeschlüsselt nach Versuchszweck und Tierarten findet sich in den Tabellen 22-34 des Download:Berichtszahlen-zu-den-im-jahr-2024-verwendeten-versuchstieren.xlsx (XLSX, 170 B, nicht barrierefrei).
 

Abbildung 5: Schweregrade der im Jahr 2024 durchgeführten Versuche nach § 7 Abs. 2 TierSchG dargestellt nach Tierzahlen und Anteilen.

Wissenschaftliche Versuchszwecke

Obwohl heute schon viele Fragen der Wissenschaft durch den Einsatz von Zellkulturen, Organoiden, mikrophysiologischen Systemen, computergestützten Verfahren und weiteren Alternativmethoden beantwortet werden können, kann derzeit auf den Einsatz von Tieren für wissenschaftliche Zwecke - unter anderem in der medizinischen Forschung - noch nicht verzichtet werden. So dienten rund 57 % der Tierversuche der Grundlagenforschung. Im Vergleich zum Jahr 2023 verringerte sich damit der Anteil der im Rahmen der Grundlagenforschung eingesetzten Versuchstiere um rund 2 %. Etwa 15 % der Tiere wurden im Rahmen der Erforschung von Erkrankungen von Menschen und Tieren verwendet (Abbildung 6). 

Für die Herstellung und Qualitätskontrolle von medizinischen Produkten oder für toxikologische Sicherheitsprüfungen wurden etwa 17 % der Tiere verwendet. Rund 7 % der Tiere wurden für die Erhaltung von Kolonien etablierter genetisch veränderter Tiere benötigt und wurden nicht in weiterführenden Versuchen eingesetzt. Die Anzahl der für diesen Verwendungszweck gemeldeten Tiere stieg als einzige Gruppe im Vergleich zum Berichtsjahr 2023 um rund 13 %. Allerdings wurde für das Berichtsjahr 2023 ein Rückgang von rund 55 % im Vergleich zum Berichtsjahr 2022 verzeichnet. Im langjährigen Vergleich geht daher auch die Zahl der Tiere, die für die Erhaltung von genetisch veränderten Kolonien eingesetzt wurden, zurück.

Sonstige Versuchszwecke, wie zum Beispiel zur Arterhaltung und Artenschutz, zur Aus- oder Weiterbildung oder dem Schutz der natürlichen Umwelt, machten rund 4 % der Versuche aus. Die Anzahl der Tiere verteilt auf die einzelnen Versuchszwecke ist detailliert in Tabelle 9 des Download:Berichtszahlen-zu-den-im-jahr-2024-verwendeten-versuchstieren.xlsx (XLSX, 170 B, nicht barrierefrei) dargestellt.

Abbildung 6: Prozentuale Verteilung der verwendeten Versuchstiere auf die jeweiligen Versuchszwecke für die Jahre 2023 und 2024.

Tierversuche in der Grundlagenforschung

Im Jahr 2024 spielten in der Grundlagenforschung insbesondere die Untersuchungen im Bereich des Immunsystems (22 %) und des Nervensystems (20 %) eine Rolle. Im Vergleich zum Vorjahr änderten sich die Zahlen nicht wesentlich (s. Tabelle 4). Stärkere Zuwächse ergaben sich lediglich im Bereich der Entwicklungsbiologie. Die Anzahl der für diesen Zweck eingesetzten Versuchstiere erhöhte sich um rund 44 % im Vergleich zum Vorjahr. Detaillierte Angaben, beispielsweise zur Verteilung der Tierarten auf die unterschiedlichen Zwecke innerhalb der Grundlagenforschung, können dem Download:Berichtzahlen-zu-den-im-jahr-2024-verwendeten-versuchstieren.xlsx (XLSX, 170 B, nicht barrierefrei) entnommen werden.

Tabelle 4: Im Rahmen der Grundlagenforschung im Jahr 2024 verwendete Versuchstiere nach Versuchszweck.

Grundlagenforschung20232024
VersuchszweckAnzahlAnteilAnzahlAnteil
Immunsystem182.72121,4 %166.13221,9 %
Nervensystem161.61719,0 %148.40719,6 %
Onkologie93.31811,0 %88.37111,7 %
Kardiovaskuläres System (Blut- und Lymphgefäße)102.38412,0 %87.73811,6 %
Multisystemisch85.67410,1 %52.3706,9 %
Endokrines System/ Stoffwechsel52.0696,1 %43.3815,7 %
Urogenitales System/Fortpflanzungssystem46.9325,5 %39.3745,2 %
Entwicklungsbiologie26.9273,3 %38.8345,1 %
Gastrointestinales System, einschließlich Leber34.5674,1 %28.6003,8 %
Ethologie, Tierverhalten, Tierbiologie19.4152,3 %23.5823,1 %
Sinnesorgane (Haut, Augen, Ohren)16.6792,0 %14.1121,9 %
Atmungssystem13.1221,5 %13.7051,8 %
Muskuloskelettales System14.5001,7 %12.6441,7 %
Andere Grundlagenforschung2.2840,3 %9940,1 %
Gesamtzahl der in Grundlagenforschung
verwendeten Versuchstiere
852.209100 %758.244100 %

Tierversuche in der translationalen und angewandten Forschung

Bei der angewandten Erforschung von Erkrankungen lag im Jahr 2024, wie schon im Vorjahr, der Schwerpunkt auf dem Bereich der Krebserkrankungen des Menschen. Leichte Zuwächse ergaben sich bei der Entwicklung von Therapien gegen Nerven- und Geisteserkrankungen des Menschen (s. Tabelle 5). Mehr als halbiert hat sich im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Versuchstiere, die im Bereich von Erkrankungen des urogenitalen Systems des Menschen eingesetzt wurden, die Anzahl dieser Versuche war jedoch im Vorjahr stark gestiegen. Detaillierte Angaben, beispielsweise zur Verteilung der Tierarten auf die unterschiedlichen Zwecke innerhalb der translationalen Forschung, können dem Download:Berichtzahlen-zu-den-im-jahr-2024-verwendeten-versuchstieren.xlsx (XLSX, 170 B, nicht barrierefrei) entnommen werden.

Tabelle 5: Im Rahmen der translationalen und angewandten Forschung im Jahr 2024 verwendeten Versuchstiere nach Versuchszweck.

Tiere in der translationalen und
angewandten Forschung
20232024
AnzahlAnteilAnzahlAnteil
Krebserkrankungen des Menschen81.99239,3 %86.82343,4 %
Nerven- und Geisteserkrankungen des Menschen25.36712,2 %28.35214,2 %
Infektionskrankheiten des Menschen24.74811,9 %21.46610,7 %
Kardiovaskuläre Erkrankungen des Menschen11.3005,4 %10.7735,4 %
Immunerkrankungen des Menschen13.1666,3 %9.6094,8 %
Erkrankungen des endokrinen Systems/
des Stoffwechselsystems des Menschen
9.2754,4 %8.5794,3 %
Tierkrankheiten5.9062,8 %7.3583,7 %
Atemwegserkrankungen des Menschen6.3253,0 %6.6873,3 %
Tierschutz5.3652,6 %4.0982,0 %
Nicht-regulatorische Toxikologie und Ökotoxikologie4.6872,2 %3.0781,5 %
Muskuloskelettale Erkrankungen des Menschen2.7861,3 %2.8921,4 %
Erkrankungen der Sinnesorgane (Haut, Augen und Ohren) des Menschen2.4121,2 %2.6991,3 %
Gastrointestinale Erkrankungen des Menschen, einschließlich der Leber4.6562,2 %2.5131,3 %
Tierernährung4.6432,2 %1.8190,9 %
Erkrankungen des urogenitalen/des Fortpflanzungssystems des Menschen4.4472,1 %1.7720,9 %
Krankheitsdiagnose5330,3 %8860,4 %
Andere Humanerkrankungen8730,4%6270,3 %
Pflanzenkrankheiten530,0 %40,0 %
Gesamtzahl der in der angewandten Forschung
verwendeten Versuchstiere
208.534100 %200.035100 %

Rückblick: Versuchstierzahlen 2009 bis 2020

Im Jahr 2020 hat das BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung erstmals die nach der Versuchstiermeldung erhobenen Daten veröffentlicht. Die jährlichen Auswertungen können Download:hierZahlen zu den im Jahr 2020 verwendeten Versuchstieren (PDF, 1 B, nicht barrierefrei) abgerufen werden.

Eine Darstellung der Verwendung von Tieren in den Berichtsjahren 2009 bis 2019 sowie detaillierte Vergleichsdaten bietet die Webseite des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH), das in dieser Zeit für die Veröffentlichung der Daten zuständig war. 

Externer Link:Zu den Tierversuchsdaten 2009-2019

Aktivitäten zur Förderung des 3R-Prinzips (replacement, reduction, refinement)

Die Bundesrepublik Deutschland ist bestrebt, die Anzahl verwendeter Tiere in Versuchen zu senken. Aus diesem Grund werden verschiedene Maßnahmen ergriffen, Tierversuche möglichst schnell durch Alternativmethoden zum Tierversuch zu ersetzen. Dazu zählen wissenschaftliche Maßnahmen, die durch das Deutsche Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfRkurz fürBundesinstitut für Risikobewertung) umgesetzt und gefördert werden. Die Maßnahmen umfassen auch die Forschungsförderung durch die Stiftung zur Förderung der Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zur Einschränkung von Tierversuchen (set), verschiedene Fördermaßnahmen des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) zur Entwicklung von Alternativmethoden zum Tierversuch sowie die jährliche Vergabe des Tierschutzforschungspreises des BMLEH. 

Hintergrundinformation zur Erhebung der Versuchstierzahlen

Am 9. November 2010 ist die EU-Versuchstierrichtlinie 2010/63/EU in Kraft getreten. Deren Umsetzung in nationales Recht im Jahr 2013 hat auch eine Neufassung der Versuchstiermeldeverordnung mit einer Ausweitung der Meldepflicht über die Verwendung von Versuchstieren erforderlich gemacht. So ist seitdem auch die Verwendung von Kopffüßern (beispielsweise Kalmare und Kraken), Larven von Wirbeltieren und die Zucht genetisch veränderter Tiere zu melden. Außerdem ist auch der Schweregrad der Schmerzen, Leiden oder Schäden (keine Wiederherstellung der Lebensfunktion, gering, mittel, schwer), dem die Tiere durch die Verwendung insgesamt ausgesetzt waren, zu übermitteln. Die Erfassung der Verwendung von Tieren in Tierversuchen im Jahr 2014 erfolgte erstmals entsprechend dieser Vorgaben. Am 11. August 2021 wurde die Versuchstiermeldeverordnung dahingehend erweitert, dass nun auch die jährliche Meldung von Tieren, die für wissenschaftliche Zwecke gezüchtet und getötet wurden, aber nicht für solche Zwecke verwendet wurden, erforderlich ist. Die Erfassung der Zahl der sogenannten „nicht verwendeten, getöteten“ erfolgte erstmals für das Berichtsjahr 2021.

Die Europäische Kommission bietet seit 2021 eine durchsuchbare, frei zugängliche Datenbank zur Versuchstierstatistik an (siehe Artikel 54 der EU-Versuchstierrichtlinie 2010/63/EU). Die Externer Link:ALURES-Datenbank enthält statistische Daten über die jährliche Verwendung von Versuchstieren innerhalb der Europäischen Union. Dort ist zudem ein Erklär-Video veröffentlicht, das detaillierte Informationen über den Umgang mit der Datenbank bietet.

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Fragen und Antworten

Fragen und Antworten zu Tierversuchen, Alternativmethoden und Versuchstierzahlen

Versuchstierzahlen 2024

Aufstellung der Versuchstierzahlen für 2024 aufgeschlüsselt nach Bundesländern und Bundeswehr